Pilotprojekt "Evershagen - kinderfreundlicher Ortsteil"

1. Vorwort
2. Einleitung
2.1 Was heißt kinderfreundliche Stadt?
2.2 Zielstellung des Projektes
2.3 Begründung der Notwendigkeit des Projektes
3. Zur Situation von Kindern in Evershagen
3.1 Demographische Angaben
3.2 Gesundheit von Kindern im Zusammenhang mit ihrer sozialen Situation
3.3 Infrastrukturelle Bedingungen für Kinder in Evershagen
3.3.1 Rahmenplan Wohnumfeldverbesserung
3.3.2 Kindertagesstätten, Schulen
3.3.3 Spielplätze (öffentliche/private)
3.3.4 Verkehrssituation und ÖPNV
3.4 Angebote für Kinder und Familien
3.4.1 Sozialpädagogische Betreuung von Familien in Evershagen
3.4.2 Heilpädagogische Frühförderung
3.4.3 Medizinische Versorgung und Gesundheitserziehung
3.4.4 Freizeit
4. Aus der Situationsbeschreibung resultierende Defizite in Evershagen
4.1 Spielplätze in der Bewertung von Kindern und durch das Fachamt
4.2 Freizeitmöglichkeiten
4.3 Punktuelle Mängel und Konflikte aus Sicht des Ortsamtes, die für "Kinderfreundlichkeit in Evershagen" relevant sind
5. Handlungsbedarf und Prioritäten
5.1 aus Sicht von Kindern und Jugendlichen
5.2 aus Sicht des Ortsbeirates
5.3 aus Sicht des Stadtteiltisches
5.4 aus fachlicher Sicht
6. Handlungskonzept für das Pilotprojekt Evershagen - kinderfreundlicher Ortsteil
6.1 Inhaltliche Umsetzung
6.2 Umsetzungsstruktur
6.3 Arbeitsgrundlage
6.4 Finanzierung
Anlagen

1. Vorwort

Die Hansestadt Rostock ist Mitglied im Gesunde-Städte-Netzwerk der Bundes-republik Deutschland. Gemeinsam mit 59 weiteren Kommunen und Landkreisen in Deutschland hat sie sich u. a. verpflichtet, bestehende soziale und gesundheitliche Chancenungleichheiten, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, zu ver-ringern. So ist es auch in den Leitlinien zur Stadtentwicklung der Hansestadt Rostock festgeschrieben.

Die AG "Kommunale Gesundheitsförderung" wurde 1992 durch die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock zur lokalen Umsetzung des Gesunde Städte Projektes der Weltgesundheitsorganisation berufen. Sie bekennt sich dabei entsprechend der UN-Kinderkonvention zu gemeinsamen Aktivitäten zur Verringerung sozialer und gesundheitlicher Chancenungleichheiten bei Kindern.

Eine gezielte Einflussnahme soll im Ortsteil Evershagen vorgenommen werden. Die Ergebnisse einer Kindergesundheitskonferenz vor Ort anlässlich der 7. Rostocker Gesundheits- und Umwelttage 2001 erforderten einen konkreten Handlungsbedarf. In Evershagen leben Kinder vermehrt in sozialer Ungleichheit und haben wenig Chancen, aus eigener Kraft ihre Lebenssituation positiv zu beeinflussen.

Mit dem Bürgerschaftsbeschluss vom 10.04.2002, erhielt das "Gesunde Städte Projekt" und damit die AG "Kommunale Gesundheitsförderung" den Auftrag, ein Pilotprojekt "Evershagen - kinderfreundlicher Ortsteil" zu entwickeln und der Bürgerschaft in einer Informationsvorlage vorzustellen.

Bei der Erarbeitung des Projektes wurden Kinder aus Evershagen, der Ortsbeirat und auch die innerhalb des Stadtteiltisches tätigen öffentlichen und freien Träger sowie alle Schulen und Kitas einbezogen. Sie hatten die Gelegenheit, durch eigene Zuarbeiten das Konzept mitzugestalten.

Darüber hinaus erfuhr die Erarbeitung des Pilotprojektes eine fachliche Begleitung und Unterstützung durch zahlreiche Ämter und Büros der Stadtverwaltung.

Die Autoren des vorliegenden Konzeptes sind sich bewusst, dass die Betrachtung des Ortsteils Evershagen innerhalb der vorgegebenen Zeit nur oberflächlich erfolgen konnte. Hier müssten weitergehende wissenschaftliche Analysen, insbesondere zur sozialen Situation der dort lebenden Kinder, z. B. auch zur Auslastung der Freizeitangebote usw. über einen längeren Zeitraum, z. B. innerhalb einer themenbezogene Studie erfolgen. Dafür stehen zur Zeit keine finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung.

Trotzdem wird der Versuch unternommen, ausgehend von einer Situationsbe-schreibung, den Handlungsbedarf für die Entwicklung eines kinderfreundlichen Ortsteils zu ermitteln und Vorstellungen für eine Umsetzungsstrategie zu ent-wickeln.

Das hohe Engagement des Stadtteiltisches Evershagen unter Federführung des Jugendamtes wird dabei als Chance angesehen, eine Gemeinsamkeit für die Entwicklung eines kinder- und familienfreundlichen Ortsteils zu erzeugen und die Kraft für eine langfristige, gemeinwesenorientierte Zusammenarbeit aufzubringen.

2. Einleitung

2.1 Was heißt kinderfreundliche Stadt ?

Um eine Vision für mehr Kinderfreundlichkeit entwickeln zu können und festzu-halten, in welche Richtung sich der Ortsteil verändern muss bzw. welche Potentiale bereits vorhanden sind, ist es erforderlich, das Wesen eines kinderfreundlichen Ortsteils zunächst allgemein zu umreißen.

Eine kinderfreundliche Stadt zeichnet sich dadurch aus, dass sie Kindern die Möglichkeit bietet, selbständig Erfahrungen im Umgang mit Dingen und Personen in der alltäglichen Umwelt zu machen.

Das bedeutet:

Kinderfreundliche Stadt heißt aber auch, Kinderinteressen grundsätzlich zu berück-sichtigen und sowohl Kinder als auch Jugendliche in die städtebaulichen - und Verkehrsplanungen einzubeziehen. Erst dadurch lernen sie, sich mit der Stadt bzw. dem Ortsteil zu identifizieren, Verantwortung zu übernehmen und mit zu gestalten.

Kinder sind die kompetentesten Experten für ihre Stadtteile, wenn es um Kinder-interessen geht. Sie wollen sich in der Gestaltung ihrer Umwelt aktiv einbringen. Eine entsprechende Einstellung der Erwachsenen zu Kindern ist die grundlegende Voraussetzung dafür, ihnen das Gefühl des Willkommenseins, des Vertrauens und der Akzeptanz ihrer Kompetenz zu vermitteln.

Grundlage dafür ist das im Gesunde-Städte-Projekt entwickelte Prüfverfahren kinderfreundliche Stadt, dessen Anwendung auf der Basis einer Geschäftsanweisung des Oberbürgermeisters der Hansestadt Rostock seit 1999 für alle Beschäftigten der Stadtverwaltung bindend ist.

2.2 Zielstellung des Projektes

Das Pilotprojekt "Evershagen - kinderfreundlicher Ortsteil" soll beispielgebend für andere Ortsteile in der Hansestadt Rostock aufzeigen, welche Möglichkeiten und Chancen ohne zusätzliche finanzielle Mittel genutzt werden können, um eine ortsnahe, kinder- und damit familienfreundliche Politik zu entwickeln.

Dabei dient eine Situationsbeschreibung auf der Basis von Zuarbeiten der o. g. Fachämter, des Ortsbeirates sowie des Stadtteiltisches und der Kinder als Grund-lage für die Benennung von Defiziten. Daraus wird der notwendige Handlungsbe-darf abgeleitet und eine Umsetzungsstrategie entwickelt.

Das Projekt verfolgt u. a. den Ansatz, die Interessen von Kindern und Jugendlichen und deren Familien bei der Entwicklung eines Ortsteils auf lange Sicht nicht nur wahrzunehmen, sondern auch bei Planungen und Entscheidungen auf kommunaler Ebene konkret zu berücksichtigen. Darüber hinaus dient es der Förderung des Gemeinwesens in Evershagen.

Daher muss es den zuständigen Akteuren in Politik und Verwaltung, den Trägern vor Ort, aber auch den Einwohnerrinnen und Einwohnern bei der Umsetzung von festgelegten Aufgaben ein Anliegen sein, durch ihr bewusstes Handeln

2.3 Begründung für die Notwendigkeit des Projektes

In Evershagen leben insgesamt 15.829 Einwohnerrinnen und Einwohner (per 30. Juni 2002), davon 2.627 (16,5%) Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Nach Aus-sagen der Daten des Sozialamtes vom 31. Dezember 2001 zeigte es sich, dass von den Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre 529 Sozialhilfeempfänger waren. Auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner entfallen 33 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis unter 18 Jahren, die Sozialhilfe erhalten. Das entspricht dem höchsten Anteil im gesamten Stadtbereich und liegt um mehr als 6% höher als der Rostocker Durchschnittswert (siehe Anlage).

Die Zahl der ausländischen Bürgerinnen und Bürger in Rostock beträgt 5203 (per 30.09.02) mit einem Anteil von ca. 2,5% an der Gesamtbevölkerung.

In Evershagen beträgt die Zahl der ausländischen Bürgerinnen und Bürger 524. Sie entspricht dem höchsten Anteil aller Stadtbereiche. Davon sind 133 Kinder, ebenfalls die höchste Zahl im Vergleich zu den anderen Ortsteilen.

Es leben außerdem eine hohe Zahl Aussiedlerfamilien im Stadtteil Evershagen, die Empfänger von Arbeitslosengeld und - hilfe sowie Eingliederungshilfen sind. Nach Aussage des Sozialamtes sind 276 Ausländer und Aussiedler Sozialhilfeempfänger Darüber hinaus hat Evershagen im Verhältnis zu seiner Gesamteinwohnerzahl einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Arbeitslosen.

Die soziale Lage der betroffenen Kinder und Jugendlichen wird von diesen Fakten deutlich beeinflusst. Sie zeigt sich u. a. in mangelnder Integration, negativ erlebten materiellen Unterschieden zu anderen Kindern, fehlenden sozialen und gesund-heitlichen Kompetenzen und auch in psychischen Störungen infolge des unmittel-baren Erlebens häuslicher Gewalt.

Entsprechend der Polizeistatistik von 2001 wird Evershagen mit Delikten wie Diebstahl, Einbruch, Sachbeschädigungen, Körperverletzung, Raub, Bedrohung usw. nicht als Schwerpunkt angesehen. Mit Zahlen zu häuslicher Gewalt liegt Evershagen allerdings an 2. Stelle der erfassten Daten im Stadtgebiet.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien deutlich geringere Entwicklungschancen als andere Kinder haben. Sie erleben häufiger Gewalt als Ausdruck familiärer Beziehungskonflikte und besitzen aufgrund materieller Armut eine unzureichende Teilhabe am sozialen Leben, und sie haben geringere Bildungschancen. Damit ist zu befürchten, dass sie auch als Erwachsene zu den benachteiligten Gruppen der Gesellschaft gehören könnten.

Das veranlasste die AG "Kommunale Gesundheitsförderung", den Schwerpunkt ihrer Arbeit gerade auf diese Zielgruppe zu richten.

In Evershagen verbringen die betroffenen Kinder ihre Freizeit zumeist in den Einrichtungen freier Träger vor Ort, da Fahrtkosten in andere Stadtbereiche oftmals nicht aufgebracht werden können. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Freizeit-angebote mit finanziellen Aufwendungen verbunden sind, auch Klassenfahrten,

Kinobesuche oder Exkursionen mit der Schule, so dass sie auch hier ihre Benach-teiligung deutlich spüren. Aus Berichten der ansässigen Kitas, Schulen, der freien Träger der Jugendhilfe sowie der Sozialarbeiterinnen des Jugendamtes geht her-vor, dass hiervon insbesondere Kinder ausländischer Eltern und aus Aussiedler-familien betroffen sind.

In den letzten Jahren haben sich die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche in Evershagen verschlechtert. Es wird derzeit vom Jugendamt geprüft, ob die vorhandenen Angebote dem Bedarf der Kinder, Jugendlichen und deren Familien entsprechen.

Der Ortsteil Evershagen wird aufgrund seiner Sozialstruktur und eines bisher fehlenden ganzheitlichen Stadtteilentwicklungskonzeptes gegenüber anderen Stadtgebieten als benachteiligt angesehen. Seit Oktober des Jahres 2000 existiert ein Rahmenplan "Wohnumfeldverbesserung", der Maßnahmen vorsieht, bestehen-de Defizite, insbesondere zur Wohnumfeld- und Verkehrssituation, auszugleichen.

Die im Rahmen der Erstellung eines "Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes für die Hansestadt Rostock" (ISEK) durchgeführte sozioökonomische, wohnungswirt-schaftliche und städtebauliche Analyse machte deutlich, dass auch der Stadtbe-reich Evershagen zu jenen Gebieten in der Stadt gehört, für deren weitere Ent-wicklung Handlungsdruck besteht (Bürgerschaftsbeschluss vom 09.10.02).

Mit dem durch die Bundesregierung für den Zeitraum 2002 bis 2009 in Kraft ge-setzten Förderprogramm "Stadtumbau Ost - für lebenswerte Städte und attraktives Wohnen" ist neben dem Wohnumfeldverbesserungsprogramm eine weitere Ent-wicklungschance geboten, den Ortsteil auch für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen anziehender zu machen.

Trotz zahlreicher sozialer und städtebaulicher Defizite werden auch Stärken im Ortsteil registriert, die als Potential für die Umsetzung des Pilotprojektes genutzt werden können. Das sind der vernetzte Stadtteiltisch als demokratisches Gremium mit einem gemeinwesenorientierten Ansatz der Kooperation, engagierte Lehrerinnen und Lehrer sowie Erziehrinnen in den Kitas und nicht zuletzt das Interesse der Kinder an ihrem Ortsteil.

Mit der Umsetzung eines politisch gewollten Konzeptes als Grundlage für mehr Kinderfreundlichkeit in Evershagen versprechen sich die Akteure vor Ort eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität der Kinder und ihrer Familien.

3.2 Gesundheit von Kindern im Zusammenhang mit ihrer sozialen Situation

Der Anteil von Kindern und Jugendlichen in Evershagen, die aus sozial bzw. einkommensschwachen Familien stammen, ist gegenüber anderen Stadtbereichen der Hansestadt Rostock überdurchschnittlich hoch. Im Rahmen der AG "Kommunale Gesundheitsförderung" beschäftigte sich der Arbeitskreis "Chancen-gleichheit und Gesundheit für Kinder" seit 2000 mit den gesundheitlichen Aus-wirkungen der sozialen Lage bei Kindern in Evershagen. Eine Gesundheits-konferenz mit dem Thema "Chancengleichheit und Gesundheit für Kinder in Evershagen" anlässlich der 7. Rostocker Gesundheitstage im Juni 2001 im Ostseegymnasium zeigte aus Sicht der ganz unterschiedlicher Bereiche vor Ort (Kita, Schule, Sozialarbeit, Freizeitgestaltung, offene Kinder- und Jugendarbeit) sehr drastisch auf, wie gravierend sich diese Benachteiligungen auswirken.

Die wissenschaftliche These, dass soziale Benachteiligung ein Gesundheitsrisiko darstellt, wurde nicht nur durch den Beitrag der Kinderärztinnen vor Ort bestätigt.

Einschulungsuntersuchungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes belegen, dass bei sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen Seh- und Hörstörungen, Haltungsschäden und Übergewicht häufiger beobachtet werden.

Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen, die einer Frühförderung bedürfen, treten ebenfalls bei Kleinkindern aus betroffenen Familien gehäuft auf.

In der einzigen Kinderarztpraxis in Evershagen wird von den beiden dort tätigen Kinderärztinnen die Zunahme von psychisch bedingten Schmerzzuständen bei kleineren Kindern registriert, dazu bereits in diesem Alter Angst- und Schlaf-störungen. Nach Aussagen der Kinderärztinnen hatten 70 bis 80% der bei ihnen in Behandlung befindlichen Jugendlichen bereits Kontakt mit Drogen und Alkohol und Zigaretten.

Ein erhebliches Defizit besteht in der Ernährungssituation zahlreicher Kinder und Jugendlicher, so auch in Evershagen.

Der Anteil der Eltern, die in den Kitas für ihre Kinder das Essengeld nicht bezahlen, ist steigend. Die Erzieherinnen bemühen sich, diesen Kindern trotzdem eine Mahlzeit zu verabreichen. Allerdings gelingt das maximal über eine Zeitspanne bis zu drei Monaten.

Nach Aussagen der Lehrer/innen aus der Grund- und Regionalschule gehen auch in Evershagen viele Schulkinder ohne Frühstück aus dem Hause. In der Regionalschule Ehm-Welk, wo die meisten von ihnen lernen, besteht keine Möglichkeit der Mittagessenversorgung.

Nicht selten werden ungeeignete Lebensmittel und Getränke, wie Chips, Cola oder Zigaretten, vom Frühstücksgeld der Eltern gekauft. Die daraus resultierende Fehl- bzw. Mangelernährung spiegelt sich besonders im Kinder- und Jugendzentrum Lagerlöfstr. wider, wo Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien ihre Freizeit verbringen. Dieses Zentrum bezieht so soft wie möglich Lebensmittel-spenden von der Rostocker Tafel e.V., weil die Kinder bis zum Nachmittag fast nichts gegessen oder getrunken haben. Diesem Zustand schenken die betroffenen Eltern kaum Beachtung. Dieses Phänomen findet sich auch in anderen Ortsteilen der Hansestadt Rostock, wie Stadtteilanalysen des Jugendamtes belegen.

Die Installierung einer Mittagessenversorgung in der Ehm-Welk-Schule

befindet sich in der konzeptionellen Vorbereitung und soll bis zum Schuljahr 2003/2004 umgesetzt werden.

Ein gesonderter Gesundheitsbericht des Gesundheitsamtes zu den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchungen 2002 ist zur Zeit in Arbeit und orientiert sich erstmalig an der sozialen Lage der Eltern. Im Ergebnis soll der Gesundheits-zustand der Kinder nach Stadtbereichen dargestellt werden. Damit lassen sich auch für Evershagen konkrete Aussagen treffen.

3.3 Infrastrukturelle Bedingungen für Kinder in Evershagen

3.3.1 Rahmenplan Wohnumfeldverbesserung/ Integriertes Stadt-entwicklungskonzept (ISEK)

Evershagen profitierte in den letzten Jahren von den

Der positive optische Eindruck, den Besucher haben, wenn sie den Ortsteil Evershagen betreten, ist das Ergebnis konkreter infrastruktureller Planungen.

Der Rahmenplan Nr. 05.RP.132 "Wohnumfeldverbesserung Evershagen" ist z. B. von der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock im Oktober 2000 beschlossen worden. Dieser Rahmenplan stellt kein integriertes städtebauliches Entwicklungs-konzept dar. Ein sozialer Aspekt wird in den anfänglichen Bestandsuntersuchungen berücksichtigt, erscheint aber nicht mehr ausdrücklich bei den Zielformulierungen. Maßnahmen wie Freiflächensanierung von Kindertagesstätten, Sanierung von Spiel- und Sportplätzen, von Schul- und Pausenhöfen, von Beleuchtungen der Hausdurchgänge usw. sind Schwerpunkte des Programms. Die Optimierung von Fuß- und Radwegebeziehungen sowie die Erhöhung der Verkehrssicherheit fallen unter verkehrsplanerische Maßnahmen.

Das Programm richtet sich nicht nur auf die Verbesserung des Wohnumfeldes und der Verkehrssituation, sondern insgesamt auf die Entwicklung von Infrastruktur-maßnahmen. Dazu gehört auch die Schaffung von Spiel-, Sport und Freizeitan-lagen für Kinder und Jugendliche. Beispielsweise wurde aus dem Wohnumfeld-verbesserungsprogramm das Jugendzentrum in der Lagerlöfstraße wesentlich mitfinanziert.

Auf die Rolle des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) wurde eingangs bereits hingewiesen. In einem indikatorengestützten Analyseverfahren wurde für Evershagen neben anderen Stadtbereichen im Nordosten und Nordwesten ein erhöhter Handlungsbedarf ermittelt. Im Zusammenhang mit der Kennzeichnung des Ortsteils als Umstrukturierungsgebiet wurde im sozioökonomischen Bereich für Evershagen die höchste Zahl an Sozialhilfeempfängern im Stadtgebiet ermittelt.

Auch der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen liegt im unteren Bereich des Rankings und muss als negativ eingestuft werden. Positiv im Stadtvergleich wurde die Zuwanderungsquote bewertet.

Im wohnungswirtschaftlichen Bereich stellt das Konzept eine Leerstandsquote bei modernisierten Wohnungen fest, die im untersten Bereich der Vergleichsskala liegt. Auf der Grundlage des Modernisierungsstandes im unteren Drittel der Vergleichsskala bestehen noch Entwicklungsmöglichkeiten.

Hinsichtlich einer städtebaulichen Charakteristik wird noch erheblicher Nachhol-bedarf gesehen, insbesondere bei der Qualität des Zentrums von Evershagen. Im positiven Bereich liegen das vorhandene Wohnungsangebot und die günstige Ver-kehrsanbindung.

Insgesamt besteht hier ein großes Potential, um vorhandene und zu schaffende Freiräume für Spiel-, Erlebnis- und Erholungsbereiche gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zu entwickeln.

Mit dem ISEK sind wesentliche inhaltliche Grundlagen geschaffen, um für Evershagen ein Ortsteilentwicklungskonzept zu erstellen, das die Entwicklungsziele aller gesellschaftlichen Bereiche aufzeigt und den Stellenwert für Kinder und Jugendliche deutlich macht.

Einige im Rahmenplan zur Wohnumfeldverbesserung aufgeführte Konflikt-situationen und Mängel sind in den letzen drei Jahren durch Sanierungsmaß-nahmen der Wohnungsgesellschaften behoben worden. Einen Überblick über noch bestehende Mängel aus dem Rahmenplan, die unter dem Gesichtspunkt "Kinderfreundlichkeit" von Bedeutung sind, werden unter Punkt 4. beschrieben.

Freizeiteinrichtungen in Evershagen sind mehrheitlich barrierefrei. Nach wie vor bestehen Defizite bei Schulen und Dienstleistern. 32 barrierefreie Wohnungen werden von der WIRO vermietet, der Bedarf liegt weit darüber. Der ÖPNV wurde im Zuge der Straßenbahnnetzerweiterung komplett barrierefrei realisiert. Der behindertengerechte Zugang zu Spielplätzen und Nutzung der vorhandenen Geräte durch betroffene Kinder ist zu prüfen.

3.3.2 Kindertagesstätten, Schulen

Im Stadtbereich Evershagen befinden sich fünf Kindertagesstätten. Diese werden von den Trägern Integral e.V., Rostocker Stadtmission e.V., Katholische Pfarrgemeinde "Thomas Morus" und Hansestadt Rostock betrieben. In allen Einrichtungen werden Kinder, angefangen von Krippe über Kindergarten bis zum Hort, betreut. Für die integrative Betreuung werden ebenfalls Plätze angeboten. Der Zugang in diesen Kitas ist barrierefrei gestaltet.

Darüber hinaus haben Familien die Möglichkeit, ihre Kinder bei Tagesmüttern unterzubringen ( z.Zt. betreuen 4 Tagesmütter 9 Kinder).

Die Vielfalt der Träger und deren unterschiedliche Konzeptionen sowie die ver-schiedenen Betreuungsangebote ermöglichen den Evershäger Familien eine gezielte Auswahl des Kita-Betreuungsangebotes für ihre Kinder.

Seit dem Schuljahr 2002/2003 befinden sich im Stadtbereich Evershagen die Grundschule am Mühlenteich, die Regionalschule "Ehm-Welk" als Zentrum für die Arbeit mit Kindern der Jahrgangsstufen 5 bis 10 sowie das Ostseegymnasium, dessen Einzugsbereich über Evershagen hinaus geht.

Darüber hinaus bestehen dort zwei Berufsschulstandorte, ebenfalls für den ge-samten Einzugsbereich Rostock und Umgebung.

Während das Ostseegymnasium seinen Schülern am Nachmittag die Möglichkeit bietet, sich in Zirkeln zu beschäftigen, halten die übrigen Schulen zur Zeit keine Angebote vor.

Mit dem Ausbau der Ehm-Welk-Schule zur Ganztagsschule wird sich die Freizeit-gestaltung für Schülerinnen und Schüler am Nachmittag verbessern können. Schüler der Ehm-Welk-Schule haben den Zustand ihrer derzeitigen Lernbe-dingungen in einer Dokumentation erfasst, die Bestandteil dieses Konzeptes ist (siehe Anlage) .

Die Grundschule am Mühlenteich und auch das Ostseegymnasium bemühen sich seit langem um die ökologische Umgestaltung ihrer Schulhöfe, hier haben sich Kinder im Vorfeld sehr stark engagiert und sind enttäuscht darüber, dass ihre Planungsarbeiten aus Geldmangel kurzfristig nicht umgesetzt werden können. Die Ehm-Welk-Schule plant, ihren Schulhof nachmittags zu öffnen. Insgesamt ist aber der Spielwert der Schulhöfe unzureichend.

Die ökologische Umgestaltung und Entsiegelung der Schulhöfe ist ein generelles Problem aller schulischen Außenanlagen in Rostock. Aufgrund der extremen Finanzintensität sind die zweifelsfrei erforderlichen Schulumgestaltungen nur schrittweise und im Rahmen eines langjährigen Schulsanierungsprogramms erreichbar.

Im Ortsteil Evershagen laufen gegenwärtig in Kooperation mit der Rostocker Gesellschaft für Stadtentwicklung, -erneuerung und Wohnungsbau mbH (RGS) die Vorbereitungen zur Umgestaltung des zum Ostseegymnasium gehörenden Schulhofes, die bis 2005 abgeschlossen sein soll.

Der entsprechend des Schulentwicklungsplanes ab 2006 vorgesehene Umzug der Ehm-Welk-Schule in ein Schulgebäude des Komplexes Thomas-Morus-Straße wird die derzeitigen Mängel an Schulgebäude und Außenanlagen planmäßig aufheben.

Auch die Grundschule am Mühlenteich wird in der Folgezeit unter Nutzung der Möglichkeiten des Projektes "Schulhof-Klassenzimmer unter freiem Himmel" der Hansestadt Rostock partielle Schulhofumgestaltungen realisieren.

Die Zugänglichkeit der Schulen ist durchgehend über ampelbetriebene Kreuzung-en gewährleistet. Kontinuierliche Maßnahmen der Schulwegsicherung zur Grund-schule am Mühlenteich werden jedoch für notwendig erachtet. (siehe auch Pkt. 3.3.4)

Insgesamt besteht in Evershagen neben der Südstadt der höchste Sanierungsgrad für die lt. Schulentwicklungsplan verbleibenden Schulen. Auch der von Sporthallen ist höher als in anderen Ortsteilen.

Aus Sicht der Hansestadt Rostock haben die schulnetzgestaltenden Maßnahmen im Rahmen der Schulentwicklungsplanung in Evershagen bereits einen sehr weit fortgeschrittenen Grad der Umsetzung schulorganisatorischer Maßnahmen erreicht.

Für den Schul- und Vereinssport stehen die Sporthalle Maxim-Gorki-Straße sowie 2 Sporthallen in der Thomas-Morus-Straße zur Verfügung.

3.3.3 Spielplätze (öffentliche/private)

Im Eigentum der Hansestadt Rostock befinden sich derzeit in Evershagen
14 Spiel- und Sportplätze mit einer Fläche von insgesamt ca. 23.500 m². Hinzu kommen an privaten Spiel- und Sportanlagen je 10 Gerätespielplätze mit einer Fläche von insgesamt 7.600 qm. Insgesamt stehen 34 öffentliche und private Spiel- und Sportplätze zur Verfügung.

Die zur Hansestadt Rostock gehörenden Plätze schlüsseln sich nach Art und für die einzelnen Altersgruppen wie folgt auf: Altersgruppe 6 - 12 Jahre 7 Gerätespielplätze
Altersgruppe ab 10 Jahre 1 Tischtennisplatte
4 Ballspielplätze
1 Jugendtreff mit Spielmöglichkeiten
Altersgruppe ab 12 Jahre 1 Hockeyfeld
Bei den privaten Anlagen:
Altersgruppe bis 6 Jahre 10 Gerätespielplätze
Altersgruppe ab 6 Jahre 10 Gerätespielplätze

Die o. g. Spiel- und Sportmöglichkeiten stehen ca. 2.627 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 18 Jahren zur Verfügung.

Die öffentlichen Sport- und Spielanlagen befinden sich in verkehrssicherem Zustand, weisen in der Regel einen guten bis sehr guten Spielwert auf. Das Angebot der Spielmöglichkeiten ist sehr breit gefächert.

Zur Ermittlung des Bestandes an privaten Sport- und Spielanlagen wurden alle in Evershagen ansässigen Wohnungseigentümer angeschrieben, die gemäß Landes-bauordnung Mecklenburg-Vorpommern bzw. Spielplatzsatzung der Hansestadt Rostock Spielmöglichkeiten anbieten müssten und um Mitteilung ihres tatsächlich-en Bestandes gebeten. Nach Auswertung der Befragung verfügen die folgenden Wohnungseigentümer über Sport- und Spielanlagen: WIRO, WG Union, WG Warnow, WG Schifffahrt-Hafen, BG Neptun.

Die Tabelle 1 (siehe Anlage) gibt Überblick über den privaten Bestand der Anlagen, nach Spielplatzarten und Altersgruppen untergliedert.

Bei einer Ortsbesichtigung der von privaten Wohnungseigentümern gemeldeten Sport- und Spielanlagen wurde folgendes festgestellt:
- Es befinden sich im Ortsteil über die erfassten hinaus einige weitere (sehr kleine) Spielplätze, die keinem Eigentümer zuzuordnen sind.
- Die Größe der einzelnen Spielplätze wurde teilweise unpräzise angegeben. Ohne die jeweilige Fläche gemessen zu haben, kann eingeschätzt werden, dass die Abweichungen erheblich sind. Die Aussage zur Spielflächengröße der privaten Eigentümer ist demzufolge nur unter Vorbehalt verwendbar.
- Abgesehen von wenigen Ausnahmen (2 x WIRO, 1 x WG Schifffahrt-Hafen, 1 x WG Warnow) ist der Spielwert der Anlagen eher als gering einzuschätzen. Häufig befindet sich nur ein Gerät oder eine Sandkiste auf dem Spielplatz.
- Für die Altersgruppe ab 12 Jahre gibt es so gut wie keine Angebote.
- Alle Anlagen waren sauber und gepflegt. Zur Verkehrssicherheit wären Aussagen nur nach einer gründlicheren Prüfung möglich. Offensichtliche Verstöße konnten nicht festgestellt werden.
- Alle Anlagen sind ab Mitte der neunziger Jahre entstanden bzw. wurden nach diesem Zeitpunkt saniert.

3.3.4 Verkehrssituation und ÖPNV

Kinderfreundliche Rahmenbedingungen, um die Gefährdung von Kindern beim Aufenthalt im Freien zu verringern, sind allgemeingültig und treffen auch für den Ortsteil Evershagen zu. Dabei sind wesentliche Grundsätze zu nennen:

Der Rahmenplan "Wohnumfeldverbesserung" zeigt auch die Verkehrssituation in Evershagen auf. Mit der Straßenbahnnetzerweiterung in den Nordwesten hat sich für Evershagen die Anbindung an das Zentrum bzw. nach Lütten Klein erheblich verbessert. Positiv zu bewerten sind die Querungsmöglichkeiten der Bertolt-Brecht-Straße und dass an allen Knotenpunkten Verkehrsregelungen durch Ampelbetrieb gewährleistet sind. Die Schulen sind an diesem Standort gut erreichbar.

In den Wohngebietsstraßen wurde die Anzahl der Tempo 30 Zonen erhöht. Damit haben sich Gefahren für spielende Kinder in diesen Bereichen verringert. Durch die Straßenbahnnetzerweiterung ist der Busverkehr durch die Maxim-Gorki-Straße verlegt worden. Nunmehr sind hier Baumaßnahmen notwendig, um die Straße beidseitig mit Fuß- und Radwegen einschließlich Parkplätzen auszustatten.

Evershagen verfügt in den Randlagen über große, aber nicht angenommene Park-plätze. Dadurch entsteht in den direkten Wohngebieten ein erheblicher Parkdruck. Wohnungsgenossenschaften sind deshalb bestrebt, auf ihren Grundstücken bewirtschaftete Parkplätze zu errichten, so dass sich der Aktionsradius für Kinder immer mehr einschränkt. Gefahren für Kinder bestehen durch unvollständige Geh-wege entlang der Maxim-Gorki-Straße, der Messestraße sowie der Theodor-Körner-Straße.

Wie in anderen Ortsteilen auch, bestehen in Evershagen feste Arbeitsbeziehungen zu den für den öffentlichen Verkehrsraum jeweils zuständigen Ämtern und Ent-scheidungsträgern. Davon ausgehend, wurden auch in Evershagen in den zurück-liegenden Schuljahren bereits erhebliche Verbesserungen der Schulwegsicherung erreicht. Dieser niemals gänzlich abgeschlossene und mit neuen infrastrukturellen Maßnahmen ständig neu zu führende Arbeitsprozess wird auch gegenwärtig mit der Rostocker Straßenbahn AG, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der neu entstandenen Straßenbahntrasse geführt.

3.4 Angebote für Kinder und Familien

3.4.1 Sozialpädagogische Betreuung von Familien in Evershagen

Der sozialpädagogische Dienst für den Stadtbereich Evershagen hat seinen Sitz in Lütten-Klein. Er vermittelt auf Antrag der Eltern, anderer Sorgeberechtigter oder junger Volljähriger die unterschiedlichen Möglichkeiten der Hilfen zur Erziehung. Die räumliche Entfernung zwischen Lütten Klein und Evershagen hat keinen Einfluss auf die Frequentierung des Angebotes.

Der Hauptteil der Klienten des sozialpädagogischen Dienstes wohnt im Rostocker Nordwesten. Der Stadtbereich Evershagen ist im Vergleich zu Gesamt-Rostock ein Schwerpunkt im Bereich der Hilfen zur Erziehung des Jugendamtes.

Eine wesentliche Möglichkeit für hilfesuchende Kinder ist der Kindernotdienst der Rostocker Stadtmission. Darüber hinaus kann der Deutsche Kinderschutzbund mit seinem Sitz in Evershagen Kinder in Notsituationen weiter vermitteln.

Seit Oktober 2002 hält die Caritas Mecklenburg e.V. eine Sozialpädagogische Beratung und Familienhilfe im Ärztehaus Ehm-Welk-Straße vor. Darüber erfolgt auch eine Kurberatung. Damit hat sich das Spektrum der Angebote erheblich verbessert.

3.4.2 Heilpädagogische Frühförderung

Im "Gemeinsamen Haus" in der Henrik-Ibsen-Str. 20 hält der Verein Lebenshilfe e.V. ein Angebot zur heilpädagogischen Frühförderung vor. Das Zentrum für interdisziplinäre Frühberatung und Frühförderung berät Eltern und fördert Kinder aus allen Stadtbereichen, derzeit 17 Kinder aus Evershagen. Auch die beiden Kitas des "Integral e. V" halten Frühförderungsangebote vor. Hier sind weitere 12 Vor-schulkinder aus Evershagen eingebunden. Alle betreuten Kinder sind von Be-hinderungen bedroht oder weisen in ihrer körperlichen oder geistigen Entwicklung Defizite auf.

Ziel der Frühförderung ist es, in einem interdisziplinären Ansatz für die betroffenen Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren individuell optimale Entwicklungsmöglichkeiten auszuschöpfen.

3.4.3 Medizinische Versorgung und Gesundheitserziehung

Schülerinnen und Schüler der Ehm-Welk-Schule starteten in Vorbereitung des Kinderforums am 14.06.02 in Evershagen eine gesonderte Untersuchung zur Kinderfreundlichkeit der medizinischen Versorgung vor Ort. Sie erprobten z. B. durch "Schein"- Besuche bei Kinder- , Allgemein- bzw. Fachärzten deren Freund-lichkeit zu Kindern u. ä.

Im Ergebnis dieser Studie stellten die Schülerinnen und Schüler fest, dass nach ihrer Ansicht die Zahl der vorhandenen Ärzte und Apotheken ausreichend sei, bis auf die Tatsache, dass ein Chirurg fehle. Nach der subjektiven Einschätzung der Kinder sollten mehr als diese zwei Kinderärztinnen vorhanden sein, um die zu langen Wartezeiten zu vermeiden. Wie oben beschrieben, regelt sich die Zahl der Ärzte entsprechend des Versorgungsauftrages der kassenärztlichen Vereinigung. Die beiden Kinderärztinnen halten eine weitere Praxis in Evershagen auf der Grundlage der von ihnen zu behandelnden Fallzahlen ebenfalls für nicht not-wendig.

Zwei Kinderärztinnen stehen im Ärztehaus Evershagen für die ambulante medizinische Versorgung von Kindern zur Verfügung. Darüber hinaus erfüllen

10 Allgemeinärzte die Funktion als Hausarzt. Aus Sicht der des Versorgungs-auftrages der Kassenärztlichen Vereinigung bestehen hinsichtlich der ärztlichen Versorgung von Kindern in Evershagen keine Defizite.

Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und auch die Zahnärztliche Abteilung des Gesundheitsamtes untersuchen und impfen bisher regelmäßig in Schulen und Kitas entsprechend der gesetzlich vorgegebenen Richtlinien des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Dabei konnte sich bei den Reihenuntersuchungen aufgrund der mangelnden personellen Ressourcen lediglich auf die Ehm-Welk-Schule sowie auf die Grundschule konzentriert werden. In den Gymnasien können nur Impfungen, jedoch keine Reihenuntersuchungen angeboten werden.

Notwendige und gezielte gesundheitserzieherische Maßnahmen durch Mitarbeiter-innen des Gesundheitsamtes in Schulen und Kitas werden nur sporadisch durch-geführt.

Erstmalig fand im Juni 2002 im Rahmen des Gesunde-Städte-Projektes unter Beteiligung der freien und öffentlichen Träger in Evershagen ein Kindergesund-heitstag statt. Diese Art von Aktionstagen können für ein Thema sensibilisieren, benötigen aber Kontinuität, um das Gesundheitsverhalten der Kinder und Eltern auf Dauer zu beeinflussen.

3.4.4 Freizeit

Im Stadtbereich Evershagen befinden sich folgende Freizeitangebote: - das Stadtteilkulturzentrum "Pablo Neruda" in der Ehm-Welk-Str. 23 mit Angeboten für alle Altersgruppen,
- die Probierwerkstatt e.V. mit einem jugendgemäßen Angebot (Malerei, Hip -Hop, Breakdance, Graffiti etc.). Diese sind nicht ausschließlich an Jugendliche in Evershagen gerichtet. Ende September 2002 endete das GAP-Projekt nach einer Zeitdauer von drei Jahren. Zum Zeitpunkt der Konzepterstellung wurde durch das Jugendamt eine Übergangsregelung zur Fortführung der Angebote getroffen,
- der Kinderschutzbund in der A.-Makarenko-Str. 1 mit dem offenen Kindertreff, dem Projekt "Elternbriefe", Selbsthilfe und Familienbildung. Hier wird auch der Kinderortsbeirat Evershagen betreut.
- das Kinder- und Jugendzentrum in der Lagerlöfstr. 1 in Trägerschaft der Rostocker Stadtmission, dessen offene Kinder- und Jugendarbeit vorrangig von sozial benachteiligten sowie von Spätaussiedlerkindern genutzt wird.
- Für behinderte und nicht behinderte Kinder des gesamten Stadtgebietes steht im Gemeinsamen Haus in der H.-Ibsen-Straße der "Integrative Treff" zur Ver-fügung. Er vermittelt und organisiert für diese Zielgruppe Freizeit- und Sport-möglichkeiten, allerdings nicht im Gemeinsamen Haus, sondern in anderen Ortsteilen. Darüber hinaus können Kinder- und Jugendliche gegen Gebühr das Internet-Café des Vereins "Kontakt halten e.V." im Gemeinsamen Haus nutzen.
- Angeboten werden darüber hinaus über Kooperationsprojekte "Gemeinsam Sport in Schule und Verein" vom SV Warnow 90 im Ostseegymnasium Volley-ball und Fußball sowie in der Ehm-Welk-Schule Handball für die Schüler.
- In den Hallen Maxim-Gorki-Straße und Thomas-Morus-Straße gibt es viele Sportangebote.
- Schulvereine gibt es an jeder Schule mit schulinternen Satzungen, allerdings halten sie keine Freizeitangebote vor. Eine Ausnahme ist das Ostseegym-nasium. Hier laufen am Nachmittag verschiedene Schülerprojekte.

4. Aus der Situationsbeschreibung resultierende Defizite in Evershagen

4.1 Spielplätze in der Bewertung von Kindern und durch das Fachamt

Auf dem 1. Kinderforum in Evershagen am 14.06.02 haben sich die Schülerinnen und Schüler der Ehm-Welk-Schule intensiv mit der Problematik der Spielplätze in Evershagen beschäftigt. Wenn es um das Thema Kinderfreundlichkeit aus Kinder-sicht geht, stehen offenbar Spielplätze an erster Stelle ihrer Betrachtungen. Schließlich sind Spielplätze der Ort, wo sie sich in ihrer Freizeit aufhalten, wo ihre Kommunikation stattfindet, wo ihre Konflikte ausgetragen werden, wo sie sich wohl-fühlen wollen.

Aus diesem Grunde ist eine Bewertung der Spielplätze durch die Kinder in die Auflistung der Defizite eingeflossen, die sich wie folgt darstellt:
- Spielplatz an der Bertold-Brecht-Straße nördlich des Ostseegymnasiums ist aufgrund des Standortes wenig frequentiert .
- Sportfläche an der Ehm-Welk-Schule wird wenig genutzt. Kinder könnten den Platz besser nutzen, wenn sie z. B. Geräte wie Bälle oder Hockeyschläger u. ä. in der Nähe ausleihen könnten.
- Fußball- und Basketballplätze fehlen.
- Bei eingezäunten Spielplätzen kann die Durchfahrt für Rollstuhlfahrer als Begleitperson oft nicht gewährleistet werden.

Die Spielflächenbilanz zeigt, dass auch ohne die exakte Ermittlung der privaten Spielflächen (siehe Pkt. 3.3.3) der Ortsteil Evershagen den Mindestanforderungen an verfügbarer Bruttospielfläche gerecht wird. Auf der Basis bundesdeutscher Richtwerte beträgt der Mindestbedarf für die in Evershagen lebenden Kinder bis 18 Jahre ca. 30.000 qm. Vorhanden sind ca. 31.000 qm (siehe Anlage, Tab. 2). Die Bedarfsdeckung erfolgt zu ca. 75% durch die Hansestadt Rostock, während die privaten Wohnungseigentümer ihren Verpflichtungen aus der Landesbauordnung M-V und der Spielplatzsatzung der Hansestadt Rostock nur bedingt und in unterschiedlichem Maße nachkommen.

Gemäß Spielplatzsatzung der Hansestadt Rostock muss bereits ab drei Wohnungen ein Kleinkinderspielplatz mit einer Mindestgröße von 65qm bereit gestellt werden.

Schon die Tatsache, dass fünf der zehn im Ortsteil ansässigen Wohnungseigen-tümer keine Spielplätze anbieten, obwohl sie über 772 Wohnungen verfügen, zeigt, dass hier ein erheblicher Nachholbedarf besteht.

Es gibt erhebliche Reserven, den Kindern des Ortsteils über die unabdingbare Minimalversorgung hinaus Spielmöglichkeiten anzubieten, ohne dass die Hanse-stadt Rostock selbst weitere Anlagen schaffen muss.

Der vorhandene Flächenbestand würde ausreichen, um das Angebot deutlich zu verbessern. Die Möglichkeit, gemeinsame Innenhöfe mehrerer Wohnungseigen-tümer auch gemeinsam für die Schaffung attraktiver Spielanlagen zu nutzen, wurde bisher nicht praktiziert.

Die räumliche Verteilung der öffentlichen Sport- und Spielanlagen im Ortsteil wird als ungünstig eingeschätzt . Sie konzentrieren sich im Süden, ganz besonders aber im Norden des Ortsteils. Das hat relativ weite Wege für die Nutzer zur Folge, ob-wohl die Kinder sich am südlichen Standort "Bowlingcenter" einen altersüber-greifenden Spielplatz wünschen und dazu bereits ein Modell erarbeitet haben.

Eine Verbesserung dieses Zustandes ist jedoch nicht zu erwarten, weil der Hanse-stadt Rostock in anderen Bereichen keine entsprechenden Flächen zur Verfügung stehen.

4.2 Freizeitmöglichkeiten

Im Vergleich mit den erfassten Freizeitangeboten für ältere Kinder und Jugendliche des Vereinswegweisers für die Stadtteile Evershagen/ Schmarl von 2000 und dem jetzigen Stand ergibt sich folgendes Bild:

Im September 2000 wurden von den ansässigen Trägern insgesamt 11 Standorte mit speziellen Angeboten vorgehalten. Diese wandten sich vorwiegend an Kinder und Jugendliche ab 10 Jahre. Im September 2002 bestanden nur noch 5 Angebote, darunter der Schulverein des Ostseegymnasiums, der in der Regel nicht die Jugendlichen aus Evershagen erreicht. Die Schulvereine in der Ehm-Welk-Schule, in der Grundschule am Mühlenteich und im Förderzentrum Fischerdorf halten keine Freizeitangebote vor.

Von den Kindern gewünschte offene Sportangebote für Kinder in Evershagen sind nach Aussagen des Sportamtes über die Kooperationsprojekte "Gemeinsam Sport in Schule und Verein" vorhanden, aber weitgehend unbekannt. In den Sporthallen ansässige Vereine sind dort aktiv und vielfältig tätig, werben aber ihre Mitglieder im gesamten Stadtbereich. Die Hallen sind damit voll ausgelastet.

Die qualitative Beschreibung und Bewertung des Stadtbereiches Evershagen erfolgt zum gegenwärtigen Zeitpunkt im Rahmen der Jugendhilfeplanung der Hansestadt Rostock.

Die Ergebnisse der Experteninterviews (Stadtteiltisch und Stadtteilrunden), Abschluss November 2002 , werden in die Umsetzung des Pilotprojektes "Evershagen -kinderfreundlicher Ortsteil" einfließen.

4.3 Punktuelle Mängel und Konflikte aus Sicht des Ortsamtes, die für "Kinderfreundlichkeit in Evershagen" relevant sind :

5. Handlungsbedarf

5.1 aus Sicht von Kindern und Jugendlichen

5.2 aus Sicht des Ortsbeirates

Aus den o.g. zahlreichen Positionen für den Handlungsbedarf setzt der Ortsbeirat für die Umsetzung folgende Prioritäten :

  1. Erarbeitung einer Prioritätenliste von Aufgaben entsprechend des Handlungs-bedarfs insgesamt und daraus ableitend Prüfkriterien für die Messbarkeit der Kinderfreundlichkeit .
  2. Erstellung eines Spielbereichentwicklungsplanes für Evershagen.
  3. Untersuchung zur Schulwegsicherheit in Evershagen unter Berücksichtigung der Standorte für Grundschule und Regionalschule.
  4. Ergänzungen von Fußwegen:
    - nördlich der Th.Körner-Straße
    - an der A.-Makarenko-Straße , rechte Seite vor Einmündung in Ehm-Welk-Straße
    - südlich der Messestraße gegenüber der Th.-Storm-Straße
    - Westseite der M.-Gorki-Straße
  5. Einrichtung einer Ganztagsschule an der Regionalschule Ehm-Welk.
  6. Aufwertung der Grünanlagen mit Einrichtung von Spiel- und Freizeitbereichen für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren in den Randlagen von Evershagen
    - südlich des Bowlingcenters an der Messestraße
    - im Bereich Kranichweg/Fischerdorf
  7. Entsiegelung und Neugestaltung der Schulhöfe an den Schulstandorten
    - Th.-Morus-Str. 1-3
    - M.-Gorki-Str. 67-69

5.3 aus Sicht des Stadtteiltisches

5.4 aus fachlicher Sicht

6. Handlungskonzept für das Pilotprojekt Evershagen - kinderfreundlicher Ortsteil

6.1 Inhaltliche Umsetzung

Um einen Ortsteil wie Evershagen zu mehr Kinderfreundlichkeit zu entwickeln, ist es erforderlich, gemeinwesenorientierte Ansätze weiter auszubauen. Die Grund-lage dafür ist die Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Ämter, Institutionen, Vereine, Verbände und interessierter Einwohnerinnen und Einwohner.

Im gemeinsamen Herangehen muss der Focus darauf gerichtet sein, Rahmen-bedingungen zu schaffen, damit sich die Lebensfähigkeit und Funktionalität im Ortsteil entwickeln kann. Dabei gilt es, die Eigenaktivität zu fördern sowie dem Aspekt der generationsübergreifenden Arbeit die Aufmerksamkeit zu widmen. Derzeit werden in Evershagen mit freien Trägern der Jugendhilfe Fachgespräche zum Aufbau eines Stadtteilzentrums geführt. Dieses ist ein wichtiger Faktor zur Initiierung, Unterstützung und Stärkung generationsübergreifender Arbeitsansätze zur Förderung des sozialen Lebens im Ortsteil.

6.2 Umsetzungsstruktur des Pilotprojektes

Strukturelemente

Sozialräumliches Planungsgremium - Stadtteiltisch

Die Steuerungs- und Koordinierungsfunktion bei der Umsetzung des Projektes obliegt dem Stadtteiltisch. In diesem Gremium treffen sich unter Federführung des Jugendamtes die lokalen Akteure aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern. Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Stadtteiltischarbeit fließen in die örtliche Jugendhilfeplanung der Hansestadt Rostock ein. Die Zielgruppen der Stadtteil-tischtätigkeit sind Kinder, Jugendliche und Familien.

Das Anliegen und auch die Umsetzungsstrategie des Pilotprojektes wird von den Partnern vor Ort ausdrücklich unterstützt und mitgetragen. Hier liegen die größten Chancen für die langfristige Realisierung der Vorhaben.

Verantwortlich für die verschiedenen Aufgabenbereiche sind: Aufgaben: Ortsamt/Ortsbeirat Koordinatorin für Gesundheitsförderung Kinderkoordinatorin Ehm-Welk-Schule

Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Kinder und Jugendlichen aus Evers-hagen diese Schule besuchen, soll hier der Schwerpunkt einer ganzheitlichen Intervention zur Stärkung ihrer sozialen und gesundheitlichen Kompetenzen gesetzt werden.

Dazu sind nachstehende Maßnahmen vorgesehen: Kitas/ Frühförderzentrum/ Grundschule

Über Grundschule, Kitas und das Frühförderzentrum ist der Zugang zu den jungen Eltern bei der Durchführung von gesundheitsfördernden Maßnahmen am ehesten möglich. Damit soll dem familienorientierten Ansatz des Pilotprojektes Rechnung getragen werden.

Eine Arbeitsgruppe aller Kitas in Evershagen hat sich bereits im Oktober 2002 gegründet und wird durch die Koordinatorin für Gesundheitsförderung geleitet.

6.3 Arbeitsgrundlage

Eine Tabelle mit allen erfassten Maßnahmen entsprechend des Handlungsbedarfes (siehe Anlage) wird durch den Stadtteiltisch nach Prioritäten aufbereitet und mit den beteiligten Fachämtern terminlich abgestimmt.

Gleichzeitig ist diese Übersicht Kontrollmöglichkeit für den Ortsbeirat, den Stadt-teiltisch und alle Arbeitsgremien zur Umsetzung der einzelnen Maßnahmen.

In den Ortsbeiratssitzungen und Zusammenkünften des Stadtteiltisches wird das Pilotprojekt "Evershagen - kinderfreundlicher Ortsteil" regelmäßig beraten.

Die Anwendung des Prüfverfahrens kinderfreundliche Stadt durch alle Beteiligten hat bei der Umsetzung des Projekt höchste Priorität.

6.4 Finanzierung des Pilotprojektes

Ein Pilotprojekt "kinderfreundlicher Ortsteil" ist nicht völlig kostenneutral. Das heißt, bei der Umsetzung der zahlreichen Einzelmaßnahmen werden z. B. Finanzierung-en von Dritten, insbesondere bei gesundheitserzieherischen Projekten mit Kindern und Jugendlichen, eingeworben.

Andere Maßnahmen sind in die Finanzierungskonzepte des Wohnumfeldver-besserungsprogramms bzw. des integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) eingebunden bzw. werden nach Haushaltslage realisiert.

Grundsätzlich erfolgt die Kooperation der verschiedenen Partner nach dem Prinzip der Zusammenlegung personeller und materieller Ressourcen.

Anlagen

Rückfragen bitte an:
Gesundheitsamt
Gesunheitsförderung
Dr. Angelika Baumann
St.-Georg-Str. 109
18055 Rostock
Tel. (0381) 381-5376
Fax (0381) 381-5399
eMail:  angelika.baumann@rostock.de

Hinweise:
Das vorliegende Dokument ist aus technischen Gründen noch nicht vollständig (die Anlagen betreffend), wird jedoch so schnell wie möglich komplettiert.
Die Formatierung ist momentan aus einer Datei für den Druck auf Papier im A4-Format übernommen und wird demnächst für das Internet optimiert.

aktualisiert:  November 2003 

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